Fashion Week Berlin 2021
Im September 2021 war ich zum ersten Mal als Fotograf auf einer Fashion Week. Hier möchte ich Euch über meine Erfahrungen berichten, die ich beim Fotografieren von insgesamt acht Shows gesammelt habe. Es hat sicher für den einen oder anderen von Euch ein paar nützliche Tipps dabei.
Planung und Vorbereitung
Seit Ende letzten Jahres bin ich als Fashion-Fotograf unterwegs. Natürlich wollte ich da auch einmal auf einer Fashion-Week dabei sein. Meinen Sommerurlaub musste ich von Juli den September verschieben. Eine Suche im Internet ergab, dass zu diese Zeit einiges an Fashion-Weeks laufen würde. Ich habe mich dann für Berlin entschieden, da ich das mit einem Besuch meiner Eltern kombinieren konnte.
Da ich noch nie auf einer Fashion Week fotografiert hatte, wollte ich alles recht einfach halten. Es sollten nur Bilder der Models auf dem Laufsteg während der Shows gemacht werden, um sie dann für mein Portfolio oder auf Social Media zu verwenden. Auf Bilder aus dem Backstage-Bereich habe ich bewusst verzichtet, um mich nicht zu verzetteln.
Um auf Fashion-Shows fotografieren zu können, bedarf es einer Akkreditierung als Fotograf. Die erhält man meist über eine Anfrage der Pressestelle des Veranstalters. Auf eine Anfrage bei Neo.Fashion kam dann sehr schnell eine freundliche Zusage, dass ich auf die Liste der Fotografen aufgenommen werden würde. Und ob ich einen Platz auf dem Media-Riser benötige. Zunächts war ich etwas ratlos. Was war das den nun wieder? Die Suche im Internet ergab dann schnell des Rätsels Lösung: Es handelt sich beim Media-Riser im Prinzip einfach ein Platz für Medien-Leute ist mit guter Sicht auf den Laufsteg. Natürlich wollte ich das gerne haben.
Die E-Mail mit der Bestätigung für die Akkreditierung enthielt auch das Programm für die Fashion-Shows: Während zwei Tagen sollten auf acht Shows die Kollektionen von über 80 Graduierten aus 13 Hochschulen gezeigt werden. Die Shows waren an beiden Tagen für den Nachmittag und Abend geplant; jeweils mit dem Start der letzten Show um 21:00 Uhr. Daher entschloss ich mich, am Tag vor den Shows anzureisen und im Hotel zu übernachten. Als Hotel wählte ich das Holiday Inn Express. Es liegt in unmittelbarer Nähe der Alten Münze, dem Veranstaltungsort für die Shows von Neo.Fashion. Wegen dem Streik der Lokführer in Deutschland gestaltete sich die Anreise aus der Schweiz nach Berlin etwas mühsam und ich kam erst relativ spät am Abend im Hotel an.
Das eingesetzte Equipment
Für das Fotografieren der Shows wählte ich meine derzeitige Lieblingskombination für die Event-Fotografie: Als Kamera die Nikon Z6ii und ein Nikkor AF-S 70-200 mm f/2.8 mit Nikon FTZ Adapter. Als Backup-Objektive kamen noch ein Nikon 50mm f/1.8 S und ein Nikon 35mm f/1.8 S mit in den Fotorucksack.
Die Nikon Z6ii ist mit einem 24 MegaPixel Sensor meines Erachtens gut für Event-Fotografie geeignet: Die Grösse der Bilddateien hält sich in Grenzen und der Sensor hat ein gutes Low-Light Verhalten. Mit zwei Karten-Slot ist man auch in Bezug auf mögliche Probleme mit einer Speicherkarte auf der sicheren Seite. Ich verwende gerne die Karten von SanDisk aus der Serie Extreme Pro. Eine Kartengrösse von 64 GByte reicht etwa für 1000 Aufnahmen im RAW-Format.
Mit einem Brennweiten-Bereich von 70-200mm ist man für die Runway-Fotografie gut bedient und mit einer Offenblende von f/2.8 kann man auch bei etwas schlechteren Lichtverhältnissen noch gut fotografieren.
Mit in den Rucksack kamen dann noch mehrere Ersatz-Akkus, Microfaser-Tuch, Blasebalg, Ladegerät und einige Visitenkarten. Bei der Kleidung wähle ich die Farbe schwarz für Jeans, T-Shirt und Sweat-Shirt. Dazu kamen ein paar bequeme Schuhe.
Vor, während und nach der Show
Eine gute halbe Stunde vor der ersten Show war ich dann vor Ort. Zunächst hies es, sich erst einmal registrieren und den Presse/Foto Badge abholen. Anschliessend habe ich dann die Zeit genutzt, um mich vor der Show ein wenig umzuschauen. Ich brauche immer etwas Zeit, um in die Atmosphäre eintauchen zu können. Ein gute viertel Stunde bin ich dann zum Media-Riser in dem Veranstaltungsraum gegangen, habe meine Kamera eingerichtet und mir einen guten Platz gesichert. Ich wollte gerne leicht von unten fotografieren und daher wenn möglich in der ersten Reihe sitzen. Der Plan ging dann auch wunderbar auf. Vom meinem Platz aus habe ich dann die Kamera eingestellt. Ich fotografiere gerne im M-Modus mit folgenden Grundeinstellungen:
Belichtungszeit 1/250 Sekunde oder besser 1/320 Sekunde
Blende f/2.8
Die Einstellung der Empfindlichkeit (ISO) ergibt sich dann aus den vorherrschenden Lichtbedingungen. Die Belichtungszeit von nicht länger als 1/250 Sekunde stellt dann sicher, dass es im Normalfall keine Probleme mit Bewegungsunschärfe gibt. Falls es recht wenig Licht hat, gehe ich auch mit der Empfinlichkeit hoch, bis ISO 12800. Dann gibt es ein wenig mehr Rauschen. Da die Bilder aber meist verkleinert werden, relativiert sich das auch wieder, insbesondere wenn die Aufnahmen auf Social Media wie Instagram gezeigt werden.
Für die Bilder hatte ich mir ein Set überlegt, das ich von jedem Outfit fotografieren wollte:
Frontale Ganzkörperaufnahme vom laufenden Model
Frontale Aufnahme im amerikanischen Schnitt vom laufenden Model
Frontale Aufnahme im amerikansichen Schnitt wenn das Model vor den Fotografen posiert
Aufgrund der örtlichen Gegenbenheiten habe ich mich während der Shows noch entschlossen, wenn möglich Aufnahmen des laufenden Models von der Seite oder vom Rücken zu machen. Auf die Idee, Detailaufnahmen der Kollektion zu machen, kam ich leider erst recht spät. Das würde ich für das nächste Mal gleich mit einplanen wollen.
Neo.Fashion Berlin im September 2021: Aufnamen der Kollektion “Asking for it” von Sophia Fritschi, HTW Berlin präsentiert von Amina H. by JayJay Models Berlin
Ein Wechsel des Objektives während der Show war nicht möglich. Für die Aufnahmen von Emotionen im Saal wäre eine zweite Kamera mit 35mm oder einem 24-70mm f/2.8 Zoom nützlich gewesen. Da ich mich aber auf die Runway konzentrieren wollte, hatte ich nur eine Kamera dabei.
Nach den Shows stand dann im Hotel die Datensicherung an. Ich hatte zwei Karten parallel im Einsatz. Für das Backup der SD-Karte kam eine Festplatte “My Passport Wireless Pro” von Western Digital zum Einsatz. Die Festplatte hat einen eingebauten Kartenleser und Akku. Zum Backup wird einfach die Festplatte eingeschaltet und die SD-Karte in den Schlitz des Kartenlesers gesteckt. Zum Sichern der CF-Express Karte hatte ich einen Laptop mit externem Kartenleser dabei.
Social Media Nettikette
Die entstandenen Bilder werde ich für mein Portfolio und für Posts auf Instagram verwenden. Gerade bei Posts auf Social Media finde ich es wichtig, Credits für Designer und Veranstalter zu vergeben und diese in den Posts entsprechend zu verlinken. Die Accounts der Designer lassen meist recht einfach über das Programm der Veranstaltung herausfinden. Schwieriger finde ich es, die Accounts der Models zu verlinken. Diese werden leider nirgendwo erwähnt, ebenso wenig wie die Makeup-Artisten oder Hairstylisten. Auf die Accounts der Models bin ich dann letzten Ende über Instagram Posts von einigen Designern gestossen.
Ein weiteres Hindernis beim Verlinken von Accounts auf Instagram können die Privacy-Einstellungen des Accounts sein. In dem Fall behelft ich mir dann damit, zwischen dem Hashtag-Symbol und dem Account ein Leerzeichen einzufügen. Damit ist der Account dann nicht mehr direkt verlinkt, aber Interessierte bekommen so den Namen des Accounts genannt.